Teilzeitarbeit liegt im Trend. Ob die Vereinbarung von Familie und Karriere oder eine bessere Work-Life-Balance die vorherrschenden Gründe sind – fest steht, dass das Arbeitsmodell Zukunft haben wird, denn die Nachfrage steigt. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) zieht deshalb sogar eine Gesetzesänderung in Erwägung. „Wir brauchen dringend mehr alltagstaugliche Teilzeitmodelle“ sagte Schröder in der Berliner Morgenpost und plädiert nun für eine flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten. Insbesondere Frauen arbeiten in Deutschland mehrheitlich in Teilzeit. Nach Mitteilungen des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden waren 2010 in Deutschland insgesamt 69,6 % der 20- bis 64-jährigen Frauen erwerbstätig. Davon arbeiteten 45,6 % in Teilzeit, 54,4 % in Vollzeit.
Aus Arbeitnehmersicht liegen die Vorteile auf der Hand: Mütter profitieren von der Möglichkeit, trotz Familie die Karriere nicht ad acta legen zu müssen, Angestellte ohne Nachwuchs nutzen die so gewonnene Zeit für ihre Freizeitgestaltung, private Unternehmungen oder die noch nicht beendete Doktorarbeit.
Der Teilzeitjob entsteht allerdings oft aus einer zwingenden Notwendigkeit heraus. In der Regel kann eine Familie heutzutage kaum noch von nur einem Gehalt (i.d.R. das Gehalt des Mannes) leben, so dass Mütter meist darauf angewiesen sind, eine anstrengende Doppelbelastung zu akzeptieren und so weder Job noch Familie im vollem Maße gerecht zu werden. Bei freiwilligem Verzicht auf den vollen Arbeitsumfang hat nur der die Wahl, der es sich auch leisten kann, weniger zu arbeiten. Nicht alle Tätigkeiten sind dazu geeignet, den Arbeitseinsatz nach Belieben zu verringern, da in manchen Branchen der Verdienst selbst in Vollzeit kaum ausreicht.
Dennoch gilt für alle Arbeitnehmer: Jeder hat einen Anspruch auf Teilzeitarbeit. Voraussetzung ist, dass das Arbeitsverhältnis länger als sechs Monate besteht und mindestens 15 Angestellte im Betrieb tätig sind. Allerdings muss der Wunsch auf eine geringere Arbeitszeit drei Monate vorher angekündigt werden.
Arbeitgeber profitieren häufig von dem „halbierten“ Einsatz ihrer Angestellten, denn Teilzeitbeschäftigte sind meist hoch motiviert und arbeiten auch in wenigen Stunden sehr effektiv. Die digitale Vernetzung optimiert die Option, auch fernab des Büros informiert und vernetzt zu blieben, so können auch abends noch E-mails gelesen und SMS beantwortet werden. Theoretisch können selbst Führungskräfte in Teilzeit arbeiten. Das gängige Vorurteil, Teilzeit würde die Karriere stoppen, gilt schon lange nicht mehr. Allerdings ist dieses Umdenken in der Realität der meisten deutschen Vorstandsbüros noch nicht angekommen. Hier regiert noch die Anwesenheitskultur.