Das Bewerbungsschreiben hat das Interesse des potenziellen Arbeitgebers geweckt, das Vorstellungsgespräch war erfolgreich, der Anstellungsvertrag ist unterschrieben. Heute ist der erste Arbeitstag, die Probezeit beginnt. Das Thema „Bewerbung“ kann also abgehakt werden? Immer mehr Experten sind der Auffassung: Jetzt geht es erst richtig los.
Die Probezeit als „Kür“ der Bewerbung
Es gab Zeiten, in denen die Probezeit mehr oder weniger eine Formsache war. Das hat sich in den letzten Jahren gründlich geändert. Jedes vierte bis fünfte Arbeitsverhältnis endet bereits in der Probezeit. Auch während der Ausbildung sieht es nicht besser aus: Rund zwanzig Prozent der Auszubildenden brechen ihre Ausbildung ab, über 50 % davon aus freien Stücken. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand. Für beide Partner – Arbeitgeber und Mitarbeiter – hat sich in den vergangenen Jahren der Druck deutlich erhöht. Die Atmosphäre in vielen Unternehmen ist angespannt. Fehlbesetzungen kann sich niemand leisten. Neue Mitarbeiter müssen während der Probezeit nicht nur fachliche Fitness, sondern von Beginn an auch soziale Kompetenzen unter Beweis stellen. Kein Grund zur Panik – die Probezeit ist dennoch kein Menetekel, sondern eine Chance, die eigene Visitenkarte abzugeben. Wer sich an ein paar Regeln hält, kann hier die Weichen für seine weitere Karriereplanung stellen.
Von Anfang an präsent sein – aber wie?
Wer neu ist im Job, möchte von Beginn an die Erwartungen erfüllen und alles richtig machen. Aber genau da liegt die Krux: Was „richtig“ ist, ist nämlich häufig gar nicht so einfach einzuschätzen. Zwischenmenschliche Missverständnisse, Konkurrenzängste, alte Hasen gegen Newcomer, ungeduldige Führungskräfte, sensible oder allzu forsch auftretende Neueinsteiger – an Konfliktmöglichkeiten, Fallgruben und den sprichwörtlich überall aufgestellten „Fettnäpfchen“ herrscht in den ersten Jobwochen kein Mangel.
Das richtige Maß finden!
Wer neu in einem Unternehmen ist, hat wenig zu fürchten, aber kann viel gewinnen.
Zurückhaltend, aber offen.
Die ersten Tage an einem Arbeitsplatz können schwierig sein. Der oder die „Neue“ bringt das Gefüge in der Abteilung zunächst einmal durcheinander, alle Beteiligten müssen sich noch aufeinander einstellen. Hier gilt: Ruhig bleiben, sich nicht verunsichern lassen oder den Druck selbst weiter erhöhen! Freundlich und offen auf alles zugehen – keiner erwartet, dass der/die neue Mitarbeiterin schon am ersten Tag Bäume ausreißt.
Selbstbewusst, aber bescheiden.
Es gibt keinen Grund, sein Licht unter den Scheffel zu stellen – dabei muss man ja nicht gleich den Schlaumeier geben, der alles besser weiß. Schon möglich, dass dem neuen Kollegen bereits nach wenigen Tagen auffällt, was in der Abteilung nicht so gut läuft und was man alles besser machen könnte. Aber ob man damit dann gleich beim Chef vorstellig werden sollte?
Aktiv, aber nicht aufdringlich.
Wer neu ist, sollte bei fachlichen Fragen selbst den ersten Schritt tun, um ins Gespräch mit den Kollegen zu kommen. Dabei gilt: Genau zuhören und hinschauen, neugierig und wach sein. Wenn etwas nicht klar ist: Nachfragen. Damit zeigt der neue Kollege keine Schwäche, sondern signalisiert, dass er sich für sein Tätigkeitsfeld interessiert und die Kompetenz der Kollegen schätzt und achtet.
Persönlich, aber nicht vertraulich.
Networking macht stark. Wer in einem neuen Unternehmen beruflich durchstarten möchte, sollte von Beginn an möglichst viele Kontakte knüpfen und pflegen. Bei persönlichen Themen nicht zu sehr in die Tiefe gehen. Und: Meinungen zu Entwicklungen im Unternehmen oder Kommentare zu Verhaltensweisen von Kollegen sind grundsätzlich unangebracht.
Die eigenen Ziele im Auge behalten
Es kann vorkommen, dass man schon nach wenigen Tagen merkt, dass die wechselseitigen Erwartungen sich nicht erfüllt haben. Wer merkt, dass er sich in der Wahl seines Arbeitgebers geirrt hat, sollte frühzeitig die Reißleine ziehen und das Arbeitsverhältnis möglichst schnell – und nicht erst nach Ablauf der Probezeit – beenden. Die Bewerbung war dann einfach ein Irrtum und hinterlässt keine Spuren im Lebenslauf. Beim nächsten Mal sollte man dann allerdings bereits vor der Probezeit genauer hinschauen!