Traurige Bilanz für eines der reichsten Länder der Welt : Mehr als 5 Millionen Menschen verdienen weniger als 8,50 Euro der Stunde, 1,2 Millionen sogar weniger als 5 Euro.
Besonders in einigen Berufssparten sind die Stundenlöhne in den untersten Tarifgruppen erschreckend niedrig. So verdient ein LKW Fahrer in Mecklenburg-Vorpommern 3,91 Euro in der Stunde und eine Friseuse ohne Gesellenbrief in Brandenburg ganze 2,75 Euro in der Stunde. Da kommen im Monat noch nicht einmal 500 Euro zusammen.
In den vergangenen Jahren ist die Debatte um den Mindestlohn von den politischen Parteien immer wieder aufgefasst worden. Während SPD, Grüne und Linke seit Jahren für einen gesetzlichen Mindestlohn plädieren , hat die Regierungspartei dies jedoch bisher abgelehnt. Es scheint jedoch, das auch die CDU heute einsehen muss, dass viele Wähler von Niedrigstlöhnen betroffen sind, was sich auf das unweigerlich Wahlverhalten ausschlägt. Somit werden seitens der CDU Zeichen deutlich, die auf eine bevorstehende Wende beim Thema Lohn deuten lässt. Dies geschieht natürlich sehr zum Empören des Bundesverbandes der Deutschen Arbeitgeberverbände, wo man sich darauf beruft, dass im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP die Mindestlöhne ausdrücklich ausgeschlossen wurde.
Die Befürworter des Mindestlohns gehen davon aus, dass man mit einer Vollbeschäftigung in der Lage sein sollte, einen Lebensunterhalt zu fristen. Wer heute jedoch von weniger als 500 Euro im Monat leben muss, kann dafür, nachdem er die Bus oder Bahnkosten für den Transport zur Arbeit und Miete für ein kleines Zimmer gezahlt hat, noch nicht einmal drei Mahlzeiten am Tag essen. Das sind eigentlich Zustände, die man in einem Entwicklungsland erwartete, nicht aber in einer der mächtigsten Industrie Nationen.
Die Gegner des Mindestlohns führen ins Feld, das eine gesetzlicher Lohnreglung sich negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken würde. Sie glauben, dass Arbeitgeber einen Arbeitsplatz mit höherem Stundenlohn einfach nicht mehr anbieten würden.
Jedoch wird eine Lösung gefunden werden müssen. Vollbeschäftigte, deren monatliches Einkommen unter dem Existenzminimum liegen , müssen eine Lohnanpassung erhalten. Kann die freie Marktwirtschaft das Problem nicht selbst lösen, so müssen die Mindestlöhne von der Regierung festgelegt werden. Ein denkbares Modell wäre es zum Beispiel, dass die Bundesregierung jedes Jahr den Mindestlohn festlegt.
Die Gewerkschaftler zeigen sich zuversichtlich. Sie rechnen damit, dass noch in dieser Legislaturperiode ein einheitlicher Mindestlohn für alle Branchen durchgesetzt wird.