In Deutschland steuern wir auf dem Arbeitsmarkt mal wieder einem Dilemma entgegen. Doch ging es in den letzten Jahrzehnten eher um zu hohe Arbeitslosigkeit, so steuern wir jetzt auf eine Zeit zu, in der Arbeitskräfte an allen Ecken und Kanten fehlen. Durch die demographische Entwicklung Deutschlands gibt es immer weniger junge, qualifizierte Arbeiter und zu viele offene Stellen.
Im Moment ist diese Entwicklung aber noch in ihrer Anfangsstufe. In den letzten Monaten möchte man eher meinen, dass die Aktienschwankungen und die Aufgeregtheit an den internationalen Märkten eher für Skepsis in der Wirtschaft sorgen. In vielen Ländern ist das auch so. In Deutschland ist das aber nicht der Fall. Hier ist der Bedarf nach neuen Arbeitern weiter auf einem hohen Niveau. Noch vor einem Jahr hatte man im Beschäftigungsindex der Bundesagentur für Arbeit einen Stand von 142 Punkten. Im Julie diesen Jahres waren es dann schon deutlich mehr mit 165 Punkten. Im August wurde aber mit einer Punktzahl von 170 ein Rekordhoch entwickelt, wie es Gesamtdeutschland noch nicht erlebt hat.
Dies ist aber nicht alleine auf einzelne Sparten wie der Automobilbauindustrie zurück zu führen, sondern zieht sich durch viele Branchen. Vor allem gut ausgebildete Arbeitskräfte werden händeringend in nahezu allen Branchen gesucht. Eine 25 prozentige Steigerung ist in mehreren Branchen zu verzeichnen, wie in Speditionsunternehmen. Aber auch die Baubranche, der Maschinenbau, die Metallindustrie, Ingenieur- und Architekturbüros sowie Handelsunternehmen haben einen immer höher werdenden Bedarf und beschäftigen bis zu einem Viertel mehr Leute als noch vor einem Jahr. Es gibt aber auch einen starken Bedarf an Arbeitskräften aus Zeitarbeitsunternehmen. Diese Branche stellt alleine ein Drittel der offenen Stellen für Arbeit. Durch den Wegfall der Wehrpflicht ist außerdem eine hohe Nachfrage nach Pflegepersonal. Sowohl in Kliniken als auch Rehabilitierungszentren gibt es immer mehr Arbeit, aber immer weniger Personal. Aber auch Sozialeinrichtungen, der öffentliche Dienst und Hausverwaltungen stellen viele offene Arbeitsplätze.
In naher Zukunft ist allerdings keine weitere Abnahme der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Durch die finanziellen Unruhen und die geringere Kaufkraft der verschuldeten Länder, kann auch die deutsche Wirtschaft stagnieren und mit ihr auch die Beschäftigung. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten und Jahren wächst. Trotzdem werden unqualifizierte Arbeiter nicht von der Arbeitsmarktsituation profitieren können, hoch qualifizierte Fachkräfte hingegen schon.